Annalena Baerbock ist Kanzlerkandidatin

Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock soll ihre Partei als Kanzlerkandidatin in die Bundestagswahl führen. Der Bundesvorstand der Grünen nominierte die 40-Jährige für den Spitzenposten.
Die Entscheidung muss noch auf einem Parteitag vom 11. bis 13. Juni bestätigt werden. Die Zustimmung gilt als sicher. Die Bundestagswahl findet am 26. September statt.
Die Partei hatte die Klärung der Kandidatenfrage ihren beiden Parteivorsitzenden Baerbock und Robert Habeck (51) überlassen, die sich geräuschlos untereinander verständigten.

In einem Brief an die Mitglieder von Bündnis 90 / Die Grünen hat Robert Habeck seine volle Unterstützung für Annalena Baerbock angekündigt:

Liebe Freundinnen und Freunde,
gute drei Jahre sind Annalena und ich jetzt eine Doppelspitze. Sehr erfolgreiche drei Jahre.
Für die Grünen – aber auch darüber hinaus – ist es gelungen, ein Angebot für eine andere
Politik zu verkörpern. Unsere Gesellschaft ist eine andere geworden, eine pluralere und
vielfältigere, und Themen sind vom Rand ins Zentrum der politischen Debatte gerückt –
allen voran, wie wir einen klimaneutralen Wohlstand schaffen, wie wir wirtschaften ohne
unsere Lebensgrundlagen herunterzuwirtschaften.
Für beides – eine neue, dynamischere Form einer gesellschaftlichen Mitte wie ihrer
Interessenvertretung – sind wir das Angebot. Das hat sich auch ausgedrückt in der Art, wie
wir die Doppelspitze interpretiert haben: als Kooperation anstatt Konkurrenz. Das ist das,
was ich immer gewollt habe. So wollten wir, dass unsere Partei geführt wird und sich
darstellt. So will ich Macht ausgeübt wissen. In unserer Sprache: geteilte Macht ist doppelte
Stärke. Ein neues Verständnis von Macht und Führung ist so erwachsen, ein dialogisches,
ein Angebot, wie Politik auch sein kann.
Dieses Verständnis hat uns erfolgreich gemacht. So erfolgreich, dass wir tatsächlich die
stärkste politische Kraft in Deutschland werden können. Wir stehen jetzt in Umfragen gut
über 20 Prozent, die Union ist in Reichweite. Alles ist drin.
Dabei ist eine paradoxe Situation entstanden: Das, was uns erfolgreich gemacht hat – das
gleichberechtigte Zusammenspiel – hat dazu geführt, dass am Ende eine oder einer
zurücktreten muss. Annalena und ich haben viel, vertraut, offen und intensiv diskutiert und
abgewogen, wie wir das Beste aus dieser Situation machen. Und wer von uns
Kanzlerinkandidatin werden soll.
Und mit diesem Brief möchte ich, im Namen des Bundesvorstandes, das Ergebnis vorstellen
und Annalena als erste grüne Kandidatin für das Amt vorschlagen. Annalena ist eine
energische, willensstarke Frau, mit einem klaren politischen Kompass. Sie kann hart in der
Sache kämpfen und ist getrieben von dem Verlangen, die Welt zu verändern. Sie bringt die
Leidenschaft und – ich würde sagen – Opferbereitschaft mit, diesem Amt alles
unterzuordnen. Sie soll unsere Kanzlerinkandidatin werden.
Ich werde meine operative Regierungserfahrung und das Wissen aus den in verschiedenen
Koalitionen verhandelten Verträgen nutzen, die inhaltliche Vorbereitung der Koalitionsverhandlungen und einer möglichen Regierungsbeteiligung voranzubringen. Annalena wird
den Wahlkampf anführen. Ich werde sie und den Wahlkampf mit ganzer Kraft unterstützen.
Wir beide werden alles daran setzen, die Grünen in die Regierung zu führen. Davor aber
liegt eine politische Auseinandersetzung, die hart werden wird. Wir werden sie erfolgreich
bestehen, wenn wir gemeinsam und geschlossen wahlkämpfen. Darauf freuen wir uns,
darauf freue ich mich.
Auf geht’s,

Robert

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